Pater Josef Kentenich Portraits

Informationen zum Selig- und Heiligsprechungsprozess

Der Prozess zur Selig- und Heiligsprechung Pater Kentenichs wurde am 10. Februar 1975 in Trier eröffnet.

 

Interview über den Seligsprechungsprozess

Pater Eduardo Aguirre, seit 2017 Postulator im Seligsprechungsprozess für Pater Josef Kentenich (siehe Foto rechts), antwortet auf Fragen in Bezug auf den Stand des Prozesses.

Rom, 15. Juli 2022

Wie ist der aktuelle Stand des Seligsprechungsprozesses von Pater Kentenich?

- Zunächst einige allgemeine Informationen und Daten:

  • Der Seligsprechungsprozess für P. Kentenich befindet sich noch in der diözesanen Etappe (in der Diözese Trier, Deutschland), obwohl die Untersuchung seines Lebens und Werkes weitgehend abgeschlossen ist.
  • Von seinen veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften (Briefe, Notizen von Vorträgen, persönliche Schriften usw.), die fast 100.000 Seiten umfassen, wurden etwa 32.000 Dokumente katalogisiert. In 111 kirchlichen und zivilen Archiven in verschiedenen Ländern wurden Recherchen durchgeführt.
  • Etwa 200 Personen, die P. Kentenich persönlich kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben, wurden als Zeugen vernommen.
  • Der „Ruf der Heiligkeit“ ist weit verbreitet. Menschen aus über 90 Ländern haben bisher mit dem Sekretariat Pater Kentenich in Deutschland Kontakt aufgenommen. Es sind fast zwei Millionen Gebetserhörungen dokumentiert.
  • All dies verlangte einen enormen Arbeitseinsatz, der nun schon seit 47 Jahren andauert. Einige Aspekte dieser Forschung sind noch nicht ganz vollendet, so dass die diözesane Phase noch nicht abgeschlossen werden kann.
  • Seit Anfang 2020 wurde es möglich, in den Archiven des Heiligen Offiziums – heute Dikasterium für die Glaubenslehre – zu recherchieren. Man darf nicht vergessen, dass P. Kentenich aufgrund von administrativen Maßnahmen des Heiligen Offiziums14 Jahre lang im Exil lebte.
  • Nach Abschluss der diözesanen Etappe folgt die vatikanische oder römische Phase, in der all diese umfangreichen Unterlagen, Schriften, Protokolle … des Prozesses an das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse nach Rom geschickt werden müssen, wo diese Dokumente untersucht, bestätigt und ausgewertet werden. Dies kann ebenfalls mehrere Jahre dauern. Dieses Dikasterium hat die Aufgabe, zu überprüfen, ob der Diener Gottes (so wird die Person genannt, deren Leben während eines Prozesses untersucht wird) die christlichen Tugenden heroisch verwirklicht und ein heiligmäßiges Leben geführt hat. Wenn dies bestätigt wird, dann kann das Dikasterium dem Heiligen Vater vorschlagen, den Diener Gottes als "verehrungswürdig" zu erklären.
  • Der nächste Schritt wäre sodann die Seligsprechung des verehrungswürdigen Dieners Gottes. Dazu ist es notwendig, dass ein Wunder anerkannt wird, das auf die Fürsprache P. Kentenichs geschehen ist. Wenn von einem möglichen Wunder berichtet wird, ist es erforderlich, einen neuen Prozess zur Untersuchung des Falles einzuleiten. Dieser hat ebenfalls eine erste Phase, und zwar in der Diözese, wo das Wunder geschehen ist, wobei alle Dokumente, Zeugenaussagen und einschlägigen Studien gesammelt werden. Dann folgt die römische Phase, in der die Unterlagen überprüft und bestätigt werden müssen, um zu einem endgültigen Urteil zu gelangen. Wenn das Wunder von der Kongregation bestätigt und approbiert wird, kann der Papst den verehrungswürdigen Diener Gottes seligsprechen.
  • Damit ein „Seliger“ kanonisiert wird, d. h. weltweit als Heiliger in der Kirche verehrt werden kann, muss ein zweites Wunder anerkannt werden.

- Zur aktuellen Diskussion um die Person von Pater Kentenich:

  • Anfang Juli 2020 wurden auf überraschende Weise und in Folge der Öffnung der Archive des Dikasteriums für die Glaubenslehre aus der Regierungszeit von Papst Pius XII. in einigen Medien in Italien und Deutschland angebliche Anschuldigungen wegen Machtmissbrauch und unmoralischen Verhaltens von Pater Kentenich gegenüber dem Institut der Marienschwestern, dessen Gründer und Direktor er war, veröffentlicht. Diese Vorwürfe wurden in journalistischer Weise und ohne weitere Grundlage vorgebracht und versuchten zu zeigen, dass dies der Grund war, warum der Gründer von seiner Gründung getrennt und ins Exil in die USA geschickt wurde.
  • Diese Anschuldigungen und die Art und Weise, wie sie vorgebracht wurden, haben in der Schönstatt-Bewegung Schmerz und teilweise Verwirrung ausgelöst. Gleichzeitig stellte sich die Frage nach dem Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich.
  • Angesichts der vorgebrachten Anklagen möchte ich auf einige Erklärungen und Antworten verweisen, die von verantwortlichen und repräsentativen Instanzen der Schönstatt-Bewegung seit Juli 2020 gegeben wurden. Diese sind auf www.schoenstatt.com und www.schoenstatt.de zu finden.
  • Die aktuellste Nachricht bezüglich des Prozesses: Am 3. Mai 2022 hat der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, ein Kommuniqué herausgegeben, in dem er mitteilt, dass er den diözesanen Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich aussetzt. Bei dieser Entscheidung hat Rom (das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse) keinerlei Einfluss genommen.
  • Seit diesem Tag wurden vom Generalpräsidium Schönstatts, von den Landespräsidien in verschiedenen Ländern und auch von mir als Postulator Erklärungen über die Bedeutung und die Folgen für die Causa von P. Kentenich abgegeben.
  • Die Aussetzung des Seligsprechungsprozesses von Pater Kentenich bedeutet nicht, dass die Causa geschlossen und beendet ist. Sie bleibt in einem Zustand der "Ruhe", in dem Sinne, dass Bischof Ackermann keine weiteren Initiativen ergreifen wird und auch keine weiteren finanziellen Mittel aus Trier zur Verfügung stellt, um sie zu fördern. "Aussetzung" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Bischof und diejenigen, die in seinem Namen verantwortlich handeln, das Verfahren derzeit nicht aktiv vorantreiben.
  • Er erwartet und bittet darum, dass eine gründliche, objektive und transparente Untersuchung fortgesetzt wird, um die Anschuldigungen zu klären, die in letzter Zeit gegen Pater Kentenich erhoben worden sind. Bischof Ackermann hat deutlich gemacht, dass der Prozess wieder aufgenommen werden kann, wenn neue Erkenntnisse vorliegen, die alle offenen Fragen zufriedenstellend beantworten.
  • Deshalb kann von Seiten der Schönstattfamilie der „Ruf der Heiligkeit“ P. Kentenichs wie gewohnt in umsichtiger Weise verbreitet werden. Dabei sollen die Richtlinien der Kirche respektiert werden. Dem Urteil der Kirche über die Heiligkeit P. Kentenichs soll nicht vorgegriffen werden.
  • Wie aus den Erklärungen des Generalpräsidiums der Schönstatt-Bewegung hervorgeht, sind in der Schönstattfamilie – auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Teams – Initiativen ergriffen und ernsthafte Anstrengungen gemacht worden, um das Wirken P. Kentenichs gründlich zu erforschen, transparenter zu machen und diesen Abschnitt der Schönstattgeschichte aufzuarbeiten. Das ist eine sehr wichtige und positive Konsequenz der aktuellen Situation.
  • In diesem Sinn ist es angesichts der Herausforderungen, denen Schönstatt aufgrund der Infragestellung Pater Kentenichs gegenübersteht, von großer Bedeutung, die Gründe für sein Handeln und seine Auseinandersetzung mit dem Heiligen Offizium tiefer zu verstehen, sein Charisma und seine Sendung zu verinnerlichen, um mehr Klarheit zu gewinnen, und seinen prophetischen Beitrag für unsere Zeit bekannter zu machen.

 

Was würde eine Selig- und Heiligsprechung des Gründers für die Schönstatt-Bewegung bedeuten?

Heiligsprechung bedeutet eine Anerkennung und Bestätigung von Seiten der Kirche, dass P. Kentenich die christlichen Tugenden in vorbildlicher Weise gelebt hat; dass er in der Nachfolge Christi heilig geworden ist, dass er fügsam und bereit war für das Wirken des Heiligen Geistes und dass er den Willen Gottes in seinem Leben treu und konsequent verwirklicht hat.

So kann die Kirche ihn als ein Vorbild der Heiligkeit vorstellen und sein Lebensbeispiel als einen Weg zur Heiligkeit für die Menschen von heute aufzeigen.

Ebenso – und das erscheint mir besonders wichtig – würde die Kirche die Bedeutung und Aktualität des Charismas anerkennen, das P. Kentenich als Geschenk und Auftrag Gottes für unsere Zeit erhalten hat. Auf diese Weise kann sich die Kirche noch mehr öffnen, um die Botschaft Schönstatts, die Spiritualität und Pädagogik, die wir für die heutige Zeit zu geben haben, anzunehmen und zu schätzen.

Für die Schönstattfamilie wäre die Selig- und Heiligsprechung des Gründers ein starker Ansporn, sich stärker und verantwortungsbewusster dafür einzusetzen, das Charisma P. Kentenichs in der Kirche zu verlebendigen; ihm auf seinem Weg zur Heiligkeit zu folgen und die Sendung zu erfüllen, die Gott uns durch ihn anvertraut hat.

Wir hoffen darüber hinaus, dass mit einer Selig- und Heiligsprechung von P. Kentenich die Gnadenquelle Schönstatts – das Liebesbündnis mit Maria und das Heiligtum – sowie die Spiritualität, die Pädagogik und die verschiedenen apostolischen Initiativen als eine Bereicherung für die Kirche anerkannt werden.

Welche Initiativen gibt es innerhalb der Schönstatt-Bewegung, um den Prozess der Seligsprechung von Pater Kentenich zu unterstützen?

Man kann mit großer Gewissheit sagen, dass die weltweite Schönstattfamilie für die Seligsprechung des Gründers betet. Dazu kommt das treue Engagement im Liebesbündnis mit Maria für die Sendung Schönstatts. Durch das Gebet und die Kenntnis der Lebensgeschichte Pater Kentenichs wächst eine persönliche Verbundenheit mit ihm, im Vertrauen darauf, dass er im Himmel ist und für uns Fürsprache einlegen kann.

In den Ländern, in denen Schönstatt einen gewissen Entwicklungsstand erreicht hat, wird ein „Sekretariat Pater Kentenich“ errichtet, das das Ziel hat, den „Ruf der Heiligkeit“ zu verbreiten. Dies geschieht durch die Veröffentlichung von Gebeten um die Selig- und Heiligsprechung, von Novenen, Rundbriefen und anderem Material. Darüber hinaus nimmt das Sekretariat Gebetsanliegen entgegen, die der Fürsprache P. Kentenichs anvertraut werden und sammelt Berichte über "Gebetserhörungen". Das zentrale Sekretariat befindet sich in Schönstatt, Deutschland. Es wird von Schönstätter Marienschwestern geleitet.

In den letzten fünf Jahren sind in 20 Ländern Gebetskreise oder -gruppen entstanden, die durch WhatsApp miteinander verbunden sind und bereits mehr als 2.000 Personen umfassen. Sie setzen sich durch täglich Gebete, Heiligtumsbesuche, Anbetungszeiten und Ähnliches dafür ein, dass der Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs vorankommt. Diese Gebetsgruppen stehen in Kontakt mit den jeweiligen Sekretariaten in den verschiedenen Ländern.

Im allgemeinen wird in den organisierten Gemeinschaften Schönstatts das Studium, die Aufarbeitung und die Verbreitung des geistigen Erbes von P. Kentenich gefördert, und es entstehen ständig Initiativen, es in konkreten Werken umzusetzen, die zur Verwirklichung seines Charismas beitragen. So sind in den verschiedenen Ländern, in denen Schönstatt präsent ist, soziale Werke, Schulen, pastorale und apostolische Aktivitäten, Bücher usw. entstanden.

Wie schon erwähnt, hat sich aufgrund der aktuellen Kontroverse um Pater Kentenich die Forschung und Auseinandersetzung mit seiner Person, seinem Werk und seinem Charisma in Schönstatt stark intensiviert.

Warum wäre es für die Weltkirche wertvoll, Pater Kentenich zu den kanonisierten Heiligen zu zählen?

Damit sein Charisma für die Kirche der neuen Zeit angenommen und fruchtbar wird. Wichtig ist für uns nicht so sehr die Anerkennung der persönlichen und individuellen Heiligkeit P. Kentenichs, sondern mit ihr auch die Wertschätzung und Annahme des Beitrags Schönstatts zu einer Glaubenspädagogik, die auf die pastoralen Bedürfnisse der Neuevangelisierung in diesem dritten Jahrtausend antwortet. Es geht darum, im Liebesbündnis mit Maria, unserer Mutter und Erzieherin, einen "neuen Menschen" in einer "neuen Gemeinschaft" zu formen; einen echten Christen mit einer ausgeprägt apostolischen Gesinnung, in einer Kirche, die "Familie Gottes" sein soll und "im Aufbruch" ist, wie Papst Franziskus sagen würde.

P. Kentenich wollte Persönlichkeiten formen, die in der Lage sind, die natürliche mit der übernatürlichen Wirklichkeit zu vereinen. Sie sollen ein Christentum vorleben, das fähig ist, das Menschliche und das Göttliche zu integrieren und eine neue kulturelle Synthese zu schaffen, die das Siegel Christi trägt. Der Glaube ist nicht etwas vom normalen Leben Getrenntes oder eine variable Option, auf die ohne größere Konsequenzen verzichtet werden kann. In unserer christlichen Vision, die aus der Wahrheit Christi fließt, muss unsere Bindung an Christus dem Familienleben, der Arbeit, der Freundschaft, den wirtschaftlichen Aktivitäten, der Wissenschaft, der Kunst und der Politik ... und allem, was unsere Existenz ausmacht, Sinn geben und all diese Bereiche beseelen.

In diesem Sinne wollte Pater Kentenich von Schönstatt aus einen Beitrag leisten. Er wollte christliche Führerpersönlichkeiten formen, die sich mit kirchlichem Sinn für eine Neuevangelisierung inmitten der heutigen Welt einsetzen.

Durch eine Anerkennung des Charismas von Pater Kentenich wäre es besser möglich, das Liebesbündnis mit Maria und das Schönstatt-Heiligtum als fruchtbare Gnadenquelle und als Gabe für die ganze Kirche anzubieten. So könnte Schönstatt noch entschiedener zur Sendung der Kirche für die Neuevangelisierung im neuen Jahrtausend beitragen.

P. Eduardo Aguirre
Postulator

 

 Möglichkeiten, den Prozess zu fördern:

  • Gebet für einen guten Verlauf
  • Leben und Verkünden des Charismas von Pater Kentenich
  • Weitergeben von Informationsmaterial und Gebetstexten
  • Zeugnishafte Berichte, Gebetserhörungen und -anliegen melden
  • Finanzielle Unterstützung durch Spenden